Gegen einseitige Fahrverbote & Schwarze-Peter-Spiele.

Am 15. Mai 2020 hat der Bundesrat unter dem Top 10 eine Gesetzesinitative beschlossen, um den Motorradlärm zu verringern. Neben härteren Strafen für illegales Tunen von Technik und Sound wurde unter anderem eine Lärmbeschränkung auf 80 db und mögliche Fahrverbote an Sonn- u. Feiertagen als Entschließung an die Bundesregierung zugeleitet (Quelle Bundesrat.de).

Unabhhänig von der  Unzeit, denn in vielen Bundesländern gab es im Rahmen der Corona-Krise sowieso schon einige Einschränkungen speziell für Biker, die nur bedingt nachvollziehbar waren. Diese Entscheidung traf in allen Motorradkreisen auf Unverständnis. Besonders bei den Fahrern, bei Motorradherstellern und Handel, wie auch bei den unterschiedlichsten Verbänden und motorradnahen Organisationen. Gerade in der Vergangenheit wurden bereits durch verschiedene  Euronormen Einschränkungen und Reduktion zu Emission und Lautstärke europaweit festgelegt.
Die Motorradfahrer sehen sich durchaus als ein Teil des Gesamtproblems „VERKEHR” und sind in der Regel offen für eine Gesamtlösung – vom Rasenmäher bis zum LKW schränkt der tägliche Verkehr die Lebensqualität in bestimmten Regionen und Stadtteilen ein. Eine einseitige Lösung auf dem Rücken der Motorradfahrer wird jedoch in der gesamten Motorradszene abgelehnt. Das ist ein Schwarze-Peter-Spiel pur. Perfektes Schwarz-Weiss-Denken. Schubladendenken par Excellance.

Unter diesen Umständen waren mit dem Beschluß des Bundesrates Reaktionen und Initiativen zur Wahrung unserer Interessen (BIKER) vorprgrammiert. Unabhängig, ob das Motorrad als Fortbewegungsmittel, als Freizeit- oder als Sportgerät gesehen wird.

Denn Motorradfahrer sind so unterschiedlich und in ihrer Vielfalt ein Spiegelbild der Gesellschaft.

Verkehrsmittel

Motorsport

Freizeit

Lifestyle

Facts & Hintergründe München

Blue Peers

Die Blue Peers sind eine gemeinnützige Körperschaft, die mit Ihrer Motorradstaffel in verschied-enen Bereichen aktiv ist:
• Kriseninterventionsteam
• Presse & Öffentlichkeitsarbeit
• Konfliktmanagement

Die Blue Peers bildeten mit verschiedenen Versammlungsanträgen, die letztendlich auf Grund von unerfüllbaren Auflagen zurückgenommen bzw. verboten wurden, die Grundlage für die Biker-Demo München.

Kontakt: www.bluepeers.de

Nürnberg 11.07.
ca. 10.000 Biker

Demo Theresienwiese

Ursprünglich war eine zentrale Kundgebung auf der Theresienwiese geplant. – das Gelände zentral, hat separate Auf- und Abfahrten und ist für eine große Menge geeignet. Knackpunkt dieser Idee waren die sehr hohen Auflagen – Coronaschutz, Ordner – des Kreisverwaltungsreferat München. Für die Veranstalter eine unüberwindbare Hürde, die einem Verbot gleich kam. 

Berlin 11.07.
ca. 8.000 Biker

Demo Mittlerer Ring

Text / Hintergründe / Absage

Durch so viele Motorräder könne der Verkehr auf dem Mittleren Ring und in angrenzenden Bereichen zum Erliegen kommen, sagte ein Sprecher der Behörde (KVR). “Das kann für Rettungsfahrzeuge aller Art schnell zum Problem werden.” Man habe dem Veranstalter einen Korso mit bis zu 1.000 Teilnehmern am Sonntag als Kompromiss vorgeschlagen, dieser habe sich darauf jedoch nicht eingelassen: “Deswegen blieb uns am Ende nichts anderes übrig.”

und viele mehr
heute – morgen – in Zukunft

Deutschland´s Biker: Demos

München 04.07.
ca. 18.000 Biker

Hamburg 04.07.
ca. 5.000 Biker

Stuttgart 04.07.
ca. 13.000 Biker

Schweinfurt 04.07.
ca. 5.000 Biker

Karlsruhe 04.07.
ca. 10.000 Biker

Dresden 04.07.
ca. 5.000 Biker

Düsseldorf 04.07.
ca. 12.000 Biker

Demo abgesagt – FreundschaftsTour angesagt

Nachdem die Blue Peers mit dem Verbot – und wahrscheinlich einer entsprechenden Strafandrohung – außen vor waren, war es für die Mehrzahl der Biker kein Thema, dennoch auf eigene Faust nach München zu fahren. Einfach so, ohne festen Plan, sondern nur mit dem festen Willen Präsenz zu zeigen – eben für unser Hobby, für unsere Grundrechte Flagge zu zeigen.

Deswegen nenne ich es einfach FreundschaftsTour, denn eine Demo war das nicht. Sondern, eine Demonstration bürgerlichen Engagements, die über die Freizeit auf ihren geliebten Motorrädern selbst entscheiden möchten.

Ich persönlich bin mit meinem Nachbarn auf kleinsten Straßen im Westen nach München gefahren. Ab Forstenried nahmen wir die Autobahn, um uns dann im Luise-Kisselbach-Tunnel in den laufenden Verkehr einzufädeln.  Bis zu diesem Zeitpunkt waren es mehr Entgegenkommer Richtung Berge als Motorräder, die in Richtung Mittlerer Ring unterwegs waren. Dies änderte sich im Tunnel und auf den kommenden Kilmotern schlagartig. Das vertraute Geräusch großvolumiger Motorräder wurde mehr und mehr, denn von allen Seiten und Einfahrten kamen Biker auf Biker dazu. Ein erhabenes Gefühl, ohne auch nur im Geringsten den laufenden Verkehr zu behindern. Ganz im Gegenteil viele Autofahrer zeigten Zustimmung. Donnersbergerbrücke ca. 10:00 Uhr – dann der erste Stopp.

 

Die Leute sind CORONA-müde und haben Verbote & Einschränkungen dick.

Von diesem Moment an wuchs der Andrang. Motorrad für Motorrad und ich war gespannt auf die Ankunft meiner Free- und Oberland-Biker. Imposant, als sie mit einem schier endlosen Bandwurm über die Brücke fuhren. Alles wie gesagt im fließenden Verkehr und die wenigen Polizeikräfte konnten sich auf eine Beobachtung des Verkehrs beschränken.  Die Landshuterallee war dann eine Art „Schaulaufen” – unter dem Beifall der Biker selbst, aber auch des teilnehmenden Verkehrs und vor allem der Münchner Bürger, die vom Straßenrand und von den Brücken die Motorräder und Fahrer freudig begrüßten. Abneigung, Missfallen oder gar feindselige Gesten waren die absolute Ausnahme. Ich persönlich habe keine negativen Szenen gesehen – ganz im Gegenteil – Rettungsdiensten und Ordnungskräften wurden auch im Stop-n-Go-Verkehr bereitwillig und sofort eine Gasse frei gemacht.

 

Next Stop – Olympia-Brücke – BMW Museum.

Die interessantesten Beoabachtungen dieser “FreundschaftsTour” gabe es vor der symbolträchtigen Olympia-Park-Kulisse und den anschließenden BMW Gebäuden. Ein Heimspiel für die vielen Motorräder der weiß-blauen Marke. Zu diesem Zeitpunkt entschlossen sich viele Biker zu einem Stop auf dem kleinen Randstreifen. Zum einen gab es besonders bei den großvolumigen Motorrädern Hitzeprobleme, zum andern bildete man gerne für die vorbeifahrenden Biker und Bikerinnen ein applaudierendes Spalier.
Es war ein Stell-Dich-Ein aller bekannten Marken. Männer und vor allem viele Bikerinnen allen Alters. Vom Fahranänger bis zu den “Zweiradsenioren” – nein keine Rolatorgangs · bitte Hirnkino ausschalten. Jungs in Kutten, im Rennkombi, in Schwarz, im Hippielook, im GS-Kombi genauso wie im feinem Zwirn. Ohne jeden Stress. Ohne Aggression. Einfach nur mit Spaß am Bike. Bemerkenswert – und das lässt sich auf vielen Videos und Bildern beobachten – die sehr vielen gepflegten und hochwertigen Zweiräder. Motorräder, die sich aus Masse abheben und Werte  von deutlich über 10.000 Euro darstellen. Da waren gut gerne 100 Millionen auf den mittleren Ring versammelt. Auch ein wirtschaftlicher Fingerzeig in einer krisengeschüttelten Zeit. Gegen 12:30 ließ der Verkehr nach und die vielen Biker zerstreuten sich in die Richtungen aus denen sie gekommen waren.

 

Freiheit lässt sich nicht verbieten

Fazit einer außerordenlich erlebnisreichen Fahrt nach München. Ich habe schon einige Demonstrationen erlebt, aber noch nie so eine „friedliche Auffahrt”. Das waren keine Polit-Chaoten, keine Party- oder Berufs-Demonstranten sondern einfach Bürger von nebenan, vereint im Gedanken die Freiheit auf zwei Rädern zu genießen und zu pflegen. Keine Krawalle, keine Zerstörungen. Diese Einschätzung teilt auch ein sichtlich entspannter Polizeisprecher Gordon Winkel – „Es gab keine Versammlung. Die Leute sind tatsächlich einfach nur Motorrad gefahren. Und das kann man Ihnen auf dem Mittleren Ring nicht verbieten”.

Eine Aussage die Mut macht und den teilnehmenden Bikern korrektes Verhalten attestiert. Da brauchen wir keine bürokratische Stempel, keine große Orga und Admins, die uns erlauben, für unsere Freiheit einzustehen. Jeder Biker für sich und dennoch gemeinsam mit Respekt gegenüber allen anderen Verkehrsteilnehmern. Und das Schönste – eine solch friedliche „FreundschaftsTour” lässt sich an jedem Ort dieser Demokratie wiederholen.  

Polizeisprecher G. Winkel lobte lächelnd das Verhalten der Bike / Quelle Video BR

Kritik an der Organisation und den Blue Peers

Die Blue Peers standen vor, während und auch nach der nicht genehmigten Veranstaltung besonders in den sozialen Medien massiv in der Kritik. Es ist immer einfach etwas vorhandenes zu verbessern. Gute Ratschläge zu geben und mit neuen Ideen, Ergänzungen auf einen fahrenden Zug aufzuspringen. Am Ende jedoch müssen DIE entscheiden, die auch den Kopf dafür herhalten und gegenüber den Ordnungsbehörden verantwortlich zeichnen. Danach helfen Diskussionen nicht weiter, sondern es ist Fairness und Verständnis angesagt, auch wenn Fehler gemacht wurden oder eine vermeintlich bessere Lösung so nahe lag.

Aber es ist auch OK eine Veranstaltung und deren Organisation, die ja letztendlich nur funktioniert, wenn wir teilnehmen, zu hinterfragen. Bemüht man sich etwas mehr über die Blue Peers zu erfahren, wird man nur sehr wenig finden. Eine gemeinnützige „Organisation” !?. Keine Angaben zu Mitgliedern, zur Entstehung, zur administrativen Struktur, zur Verwendung von Geldern oder Qualifikation der Mitarbeiter. Selbst die einzelnen Aufgabengebiete sind nur extrem knapp beschrieben. Dafür in den Social Medias jede Menge Fotos von Sponsoren und Statements von ein und demselben Vorstand. Compliance (eine Art Ehrenkodex) oder Transparenz sieht anders aus.

DAS IST IN DER HEUTIGEN ZEIT ZU WENIG – und öffnet der unsachlichen Diskussion, wie oben erwähnt Tür und Tor. Eine Organisation, die als Sprachrohr der Motorradfahrer in Bayern gesehen werden will, muss da mehr bieten und leisten.

Allen Verstaltern, Organisationen, Motorradclubs und Gruppen deutschlandweit – also auch den Blue Peers – vielen Dank für euer / unser Engagement, denn es ist daraus regelrecht eine Bewegung entstanden – getragen von unterschiedlichsten Gruppen.
Eine Aufstellung von ähnlichen Veranstaltungen findet ihr beim Bundesverband der Motorradfahrer BVDM.

Ausgewählte Link zum Thema: Online-Petition Heiko Schmidt  *Danke Heiko*

 

KVR der einzige Looser?

Angesichts der extrem kurzfristigen Absagen / Verbote kommt dem Kreisverwaltungsreferat München eine ganz schlechte Rolle zu. Denn ohne Veranstalter gab es keinerlei Einfluss auf die anreisenden Motorradfahrer. Andererseits darf man auch hinterfragen, ob so eine kleiner Veranstalter in der Lage ist eine gut 22 km lange Strecke abzusichern.

Winner – usere Polizei

Applaus im Gegensatz für die Bayerische Polizei, die diese überraschende Aufgabe soverän löste. Kein Stress, keine übertriebene Gängelung – oftmals stille Zustimmung zu unserm Anliegen. Unisono: DANKE !

Andere Bildergalerien und Videos

Video BR 3 – Tendenz kontra Biker

Link zu Demo München – MC XXY

Link zu Demo Nürnberg – Mark & Marc

Ein Patch für die Teilnehmer – Gänsehautstimmung pur!

created by Martl (Freebiker Bayern)

Die Idee entstand auf dem Rückweg von München Richtung Traunstein. Es war diese „Gänshaut-schöne-Erinnerung” – Tausende von Maschinen und Bikern unterwegs für die gleiche Sache. Friedlich und relaxed. Gegen Fahrverbote an Sonn und Feiertagen. Ich war stolz und glücklich dabei zu sein. Ein Zeichen wurde gesetzt, nicht nur in München an diesem Tag, sondern Deutschlandweit an verschiedenen Wochenenden.

Ich dachte mir, eine solche große Aktion muss man in Erinnerung behalten. Was tun? Da kam mir die Idee mit dem Patch und Aufkleber Demo 2020 ich war dabei. 2020 war bisher für uns alle ein sehr kompliziertes Jahr, bedingt durch Corona. Wir wissen nicht, ob dieses weitestgehend überstanden ist, oder ob wirklich eine 2 Welle kommen wird. Trotz der Absage der Demo, diese Vielzahl an gleichgesinnten Bikern, die sich dem Fahrverbot nicht beugen wollen, trotz aller Umständen, hat eine Erinnerung verdient. So entstand der Patch “DEMO 2020 Ich war dabei” Gruß Martl